Wer die Geschenke der Natur zu entdecken versteht, ist dem Glück auf der Spur
Ein Phänomen, das wohl jedem passionierten Wanderer ein Begriff ist und ihn immer wieder in Staunen versetzt ist „Enrosadira“ bzw. hierorts „Alpenglühen“ oder „alpenglow“ auf Englisch. Wenn sich der Tag dem Ende neigt, wird der Sonnenuntergang im Hochgebirge von einem prächtigen Lichtspektakel begleitet. Die tiefstehende Sonne taucht die Felsen und Gipfel in strahlend gelbe, orange und rote Farben, während die Umgebung schon im Dunkel versinkt.
Ganz besonders farbenprächtig fällt „Enrosadira“ aus, wenn es kurz vor dem Untergang der Sonne geregnet hat. Denn die nassen Felshänge glänzen außerordentlich intensiv im Licht der Abenddämmerung. Und auch im Winter kommt es zu einer Verstärkung dieses faszinierenden Naturphänomens. Aufgrund des hellen Gesteins der Südtiroler Dolomiten kommt dieses eindrucksvolle Naturschauspiel hier besonders stark zur Geltung und lässt die Gäste des kleinen, idyllischen Dorfes La Val an lauen Sommerabenden immer wieder große Augen machen.
Zum WanderdorfEntlang des Weitwanderweges „Tru di Pra“ ist diese zauberhafte Abendstimmung besonders gut zu beobachten – wenn die einfallenden Sonnenstrahlen umwerfend schöne Licht- und Schattenspiele und eine atemberaubende Atmosphäre erzeugen und für unvergessliche Landschaftsimpressionen sorgen.
Enrosadira bzw. Alpenglühen sind wahrhaft wunderschöne Bezeichnungen für dieses umwerfende Naturerlebnis, das man auch ganz emotionslos und physikalisch als „wellenlängenabhängige Streuung des Lichts in der Atmosphäre“ erklären kann.
Es muss jedoch nicht immer alles wissenschaftlich erläutert werden, zumindest nicht für mich. Ich finde eine Südtiroler Sage zur Begründung dieses Naturspektakels viel schöner.
Mehr Infos zum Tru di PraUnd zwar die Legende vom Zwergenkönig Laurin, der einen wunderschönen Rosengarten besaß, auf den er sehr stolz war. Das einzige, was ihm zum seinem Glück fehlte, war eine Gemahlin. Bei einem Ritterwettkampf verliebte er sich auf Anhieb in die hübsche Similde und entführte sie mithilfe einer Tarnkappe in seinen Rosengarten. Trotz Tarnkappe gelang es den Rittern, anhand der Bewegung der Rosen, Laurin aufzuspüren und ihn gefangen zu nehmen. Laurin fühlte sich von seinem Rosengarten verraten und verfluchte ihn: Kein Mensch sollte ihn je wieder zu Gesicht bekommen, weder bei Tag noch bei Nacht. In seiner Verwünschung hatte er allerdings die Dämmerung vergessen. Daher kann sein Rosengarten bei Sonnenaufgang und -untergang immer wieder neu erblühen – in Gestalt des berühmten Enrosadira, das hierzulande auch Alpenglühen genannt wird.
La Val