Für meine Freundin und mich ging es über den Brenner nach La Val in Südtirol. Dort angekommen kann man seinen Augen zunächst kaum trauen: Wunderschöne Dolomit-Felswände, saftige grüne Wiesen und eines der schönsten Bergdörfer dich ich je gesehen habe dazwischen eingebettet – La Val. Die Dolomiten sind nicht ohne Grund eines der schönsten Gebirge der Welt. Neben der atemberaubenden Landschaft waren es vor allem die Menschen, die Ladinische Kultur und die Kulinarik die uns begeisterten.
Von Landeck/Zams aus fahren wir entlang der Inntal-Autobahn bis nach Innsbruck und dann den Brenner hoch. Immer wenn es gen Süden geht kommt bereits das erste Urlaubsfeeling auf. Den Brenner hinunter hinein ins Pustertal und dann noch vor Bruneck ins Gadertal, eines von 5 Ladinischen Tälern in den Dolomiten. Von Norden kommend zeigt sich das Gadertal wild, steil und schier unpassierbar. Tiefe Schluchten und steile Felswände prägen die ersten Kilometer durchs Tal hinauf Richtung Süden. Doch dann öffnet sich das Tal. Weite und saftige Almwiesen kommen zum Vorschein und die typischen Berge der Dolomiten zeigen sich das erste mal. Wir halten das erste mal an, um von einem Parkplatz aus die Landschaft zu genießen und freuen uns was die nächsten Tage wohl bringen mögen. Bevor es zur Unterkunft geht treffen wir noch Elena vom lokalen Tourismusverband. Mit ihr waren wir bereits zuvor in Kontakt und sie lädt uns in ihrer Lieblings-Pasticceria auf Cafe und Kuchen ein. Nach einem netten Gespräch geht es für uns nun nach La Val zur Unterkunft Ciablun von Familie Dapoz.
Hoch über dem eigentlichen Dorf La Val thront auf einem kleinen wiesenbewachsenen Grat der Ciablunhof. Wir sind begeistert! Was für eine Aussicht von hier oben. Die wunderschönen Dolomiten zum greifen nahe. Wir werden gleich mit einem Getränk vom Hofbesitzer Felix begrüßt und machen uns in der großen Ferienwohnung breit. Die große Küche wird dank der Kochkünste von Felix und seiner Frau Veronika unbenutzt bleiben. Die Aussicht von der Unterkunft kann sich auf alle Fälle sehen lassen.
Am Nachmittag erkunden wir auf eigene Faust das Dorf. Wir schauen bei der berühmten Kapelle zur Heiligen Barbara, der alten Dorfkirche San Genesio und beim eigentlichen Dorf La Val weiter unten am Hang vorbei. Die ganzen Kirchen und Kapellen sind wunderschön gelegen und es wirkt wie aus einem Bilderbuch, wenn man entlang der Wege durch die saftigen Almwiesen spaziert.
Am Abend werden wir dann von Felix und Veronika kulinarisch verwöhnt. Als Vorspeise gibt es eine köstliche Gemüsecremesuppe und mit Sauerkraut gefüllten Tirtlan. Danach ein herzhaftes Gulasch mit Tiroler Knödel und als krönenden Abschluss Strauben. Nach dem Essen kommt noch Paul vorbei und berichtet uns mit einem Multimediavortrag über die Ladinische Kultur und Sprache. Satt und der Ladinischen Kultur nun ein wenig vertrauter begeben wir uns aufs Zimmer und versuchen möglichst bald zu schlafen, denn morgen geht es bereits früh los.
Der Wecker klingelt früh um 04:30 Uhr, denn wir starten bereits um 05:00 Uhr, um es rechtzeitig zu Sonnenaufgang auf den Pares zu schaffen. Wir werden von Gerhard, unserem Guide für heute, begleitet. Hofbesitzer Felix ist so nett und fährt uns die erste Etappe entlang eines Forstweges ein wenig weiter hoch. Man könnte die Wanderung natürlich auch direkt bei der Unterkunft starten, doch so gehen wir sicher, dass wir vor Sonnenaufgang am Gipfel sind.
Im Dunkeln wandern wir an den Ritwiesen vorbei bis zur Abzweigung hoch zum Pares. Dann wird es das erste mal steil. Wir sind flott am Weg und gut eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang am Gipfel. Gerhard geht mit uns den Grat ein wenig weiter und leider hängt eine zähe Wolkendecke am Gipfel. Wir finden uns schon eigentlich damit ab, dass wir keinen klaren Himmel haben werden zu Sonnenaufgang. Nach einem kurzem Ausflug entlang des Grates gehen wir zurück zum eigentlichen Gipfel, dem Pares. Plötzlich geht alles ganz schnell. Ich schaue auf meine Uhr und es ist 06:30 Uhr und die Sonne müsste jetzt gerade aufgehen. Alles färbt sich lila und orange und keine fünf Minuten später ist die ganze Wolkendecke am Gipfel aufgelöst und die ersten Sonnenstrahlen wärmen uns. Was für ein Augenblick. Die Felswände leuchten, knapp unterhalb von uns haltet sich noch eine dünne Nebelschwade, doch wir stehen darüber. Ein wunderschöner Sonnenaufgang wie man unschwer auf den Bildern erkennen kann.
Nachdem wir ein paar Fotos gemacht haben und uns von der Sonne aufwärmen haben lassen, geht es wieder runter bis zur Rit-Hütte um dort zu frühstücken. Es ist mittlerweile 08:30 Uhr und wir sind die einzigen auf der Hütte und bekommen ein grandioses Frühstück aufgetischt: Speck, Marmelade, Croissants, frisches Brot und vieles mehr. Keine Wünsche bleiben offen. Gestärkt machen wir uns entlang der Ritwiesen auf den Weg Richtung Heiligen Kreuz. Am Weg dorthin gehen wir durch wunderschöne Zirben- und Lärchenwälder und machen sogar halt an einer Schneegrotte, die dort das ganze Jahr über am Fuße der Dolomitenfelswände überdauert.
Nachdem wir Heiligen Kreuz erreicht haben, geht es nun entlang der wunderschönen Armentarawiesen zur Ranch da Andrè wo wir zu Mittag essen. Wir genießen die Aussicht auf die umliegende Bergwelt und die lokalen Köstlichkeiten. Der Tag ist bereits lang und für uns geht es zurück in die Unterkunft. Für heute steht nichts mehr am Programm. Wir lassen die Seele baumeln auf der Terrasse vom Ciablunhof und trinken noch ein Abschiedsbier mit unserem Guide Gerhard. Am Abend dürfen wir wieder die Küche von Felix und Veronika genießen. Müde und glücklich von der schönen Wanderung gehen wir schlafen. Morgen wird es nicht ganz so früh werden und wir schlafen aus.
Wir schlafen aus. Um 07:30 wird uns das Frühstück vor die Tür gestellt und ein weiteres mal bleiben keine Wünsche offen. An solch ein Frühstück könnte man sich gewöhnen. Eigentlich wären wir heute nach Corn gewandert und hätten am Nachmittag bei einem Ziegenbauern vorbeigeschaut. Doch leider ist der Wanderweg zur Zeit gesperrt und der Ziegenbauer hat keine Zeit da die Wiesen zu mähen sind. Das ist aber alles kein Problem, denn Felix kennt natürlich jeden hier in der Umgebung und findet schnell einen anderen Bauern bei dem wir vorbeischauen können. Wir fahren also nach Aiarëi und treffen uns dort mit einem Bio-Bergbauern Philipp.
Als wir ankommen, lässt er gerade seine Kühe auf die Weide nebenan. Er wirkt sehr offen und wir sprechen über seine Arbeit als Bio-Bergbauer hier, über Privates und Gott und die Welt. Er besitzt 13 Milchkühe und ist hauptberuflich Bauer, was heutzutage leider eine Seltenheit ist. Danach geht es für uns direkt vom Bauernhof hoch auf den Spizan, dem Hausberg von Aiarëi. Man wandert entlang des Grates, welcher sich mit saftigen Almwiesen und Wäldern abwechselt.
Das war leider schon die letzte Unternehmung hier für uns in La Val. Danach begeben wir uns auf den Heimweg zurück nach Landeck/Zams. Uns bleiben nicht nur die wunderschöne Landschaft, sondern vor allem auch die netten Leute und ihre Gastfreundschaft in Erinnerung. Und natürlich das Essen von Felix und Veronika. Wir können jedem und jeder einen Aufenthalt in La Val nur wärmsten empfehlen: Die Landschaft, das Essen, die Ladinische Kultur und die Gastfreundschaft der Einheimischen. So soll Urlaub sein.
Wir möchten uns nochmals herzlich bei Veronika und Felix für das tolle Essen, die Unterkunft und die Organisation bedanken. Auch bei Elena vom Tourismusverband für die Einladung zu Cafe und Kuchen und ebenfalls der Organisation. Bei Gerhard der uns den ganzen Tag über bei der Wanderung auf Trab hielt und uns seine wunderschöne Heimat näher gebracht hat.
Bei Paul für den informativen Vortrag über die Ladinische Kultur und Sprache. Und natürlich bei dem Bergbauern Philipp, dass er uns seinen Bauernhof gezeigt hat und ein offenes Gespräch mit uns geführt hat über sein Leben hier und private Einblicke. Natürlich auch ein großes Dankeschön an all die Hüttenwirte und Wirtinnen, Kellner und Kellnerinnen, und andere Personen die mir gerade nicht einfallen, die unseren Aufenthalt so angenehm gemacht haben.
Danke! Giulan!